Der Geist des Metallelements spielt in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine entscheidende Rolle, wenn es um die Behandlung von chronischen Krankheiten und Ängsten geht.
Was ist ein Trauma? Wie können wir es in Shiatsu bestmöglich berühren?
Das neue Buch von Mike Mandl beschäftigt sich mit der Frage:
Wer sind wir in körperlicher Hinsicht? Weiterlesen
In der TCM gibt es eine komplexe Psychologie, die in einer simplen Bildsprache auf den Punkt gebracht wird. Die Serie widmet sich den sogenannten Elementargeistern. Dieses Mal: Yi.
Yi ist der Elementargeist der Erde und Descartes hat den perfekten Slogan für ihn verfasst: „Ich denke, also bin ich“. Wobei: Jeder Elementargeist birgt einen Aspekt des Denkens in sich, der Schwerpunkt ist dabei von der allgemeinen energetischen Qualität des jeweiligen Elements geprägt. Der Po des Metall-Elements denkt viel an die Zukunft, an das, was sei könnte. Er ist zukunftsorientiert. Der Hun des Holz-Elements denkt mehr an die Vergangenheit, er steht ja auch für das Speicherbewusstsein, für all unsere Erinnerungen und Erfahrungen. Der Zhi des Wasser-Elements denkt an das, was er will und der Shen des Feuer-Elements denkt gerne darüber nach, wer er eigentlich wirklich ist. Was macht nun Yi?
Ganz einfach: Der nährenden Qualität des Erdelements entsprechend denkt Yi bevorzugt an das Essen.
Wobei Essen hier als Überbegriff im Sinne von Versorgung zu sehen ist. Yi denkt prinzipiell an alles, was es braucht, um das eigene System rundum zu versorgen. Oder auch: Um andere Systeme zu versorgen. Man denke an ein großes Erntedankfest. Yi ist der Gastgeber. Er muss daran denken, welche Speisen und Getränke es geben wird. Er muss daran denken, wer wo sitzt. Er muss an den Programmablauf denken. Er muss daran denken, was er anziehen soll. Und dann muss er sich auch noch darüber Gedanken machen, mit welchen Gästen er was redet und welche Themen er lieber meiden sollte. Yi mag alle derart umsorgen, sich selbst natürlich eingeschlossen, sodass jeder zufrieden und satt nach Hause geht. Und zwar auf allen Ebenen, nicht nur mit einem angenehmen Völlegefühl im Bauch. Denn letztendlich kann alles einen Nährwert haben: Ein fülliges Mahl, ein gutes Gespräch, angenehme Gefühle.
In der TCM wird kein großer Unterschied gemacht, ob etwas, mit dem wir wie auch immer in Wechselwirkung treten, nun materiell zu fassen ist oder nicht.
Man spricht von der Energie aller Erscheinungen, ob fest oder flüchtig. Jede Interaktion mit einer Energie ergibt eine Reaktion. Je nach Informationsgehalt und Schwingung ist diese Energie teilweise dichter, teilweise feinstofflicher. Nahrung kann nun dicht oder feinstofflich sein. Oder natürlich beides zugleich. Ein Steak ist zum Beispiel sehr dicht. Es hat Substanz, sein Nährwert adressiert unsere physische Form. Ein Gefühl ist hingegen weniger dicht, hat aber ebenso einen gewissen Nährwert, einen beachtlichen noch dazu: Es kann das Herz und die Seele nähren. Yi achtet darauf, dass alle Ebenen unseres Seins genügend Nahrung bekommen, damit nirgendwo eine Leere entsteht. Und Yi kümmert sich auch darum, dass das, was unser System aufnimmt, auch entsprechend aufbereitet verarbeitet wird, weil sonst wäre das irgendwie wie Essen ohne Kauen, Schlucken oder Magensäure.
Gefühle gehören ebenso wie ein Steak verdaut. Dieser Prozess ist oft sogar wesentlich diffiziler zu bewerkstelligen als die Aufschlüsselung greifbarer Nahrung, denn manche Emotionen sind wirklich schwer zu verarbeiten, liegen oft jahrelang wie ein schlecht gelaunter Stein im Magen umher und kommen immer wieder gerne hoch. Umgekehrt kann der Nährwert von Gefühlen wesentlich mehr satt machen als das, was am Teller liegt. Frisch verliebt scheinen wir über Wochen an eine Art unsichtbarer Instant-Versorgung angeschlossen zu sein und vergessen dabei sogar hin und wieder auf das Essen, weil uns die Schmetterlinge im Bauch satt genug machen. Auch Meinungen und Ideen gehören verdaut. All das fällt in den Verantwortungsbereich von Yi. Er schaut ständig darauf, was für uns verwertbar ist und was nicht. So gesehen denkt Yi die ganze Zeit an das Essen. An Essen auf allen Ebenen. Da muss man schon sehr viel und sehr komplex denken können. Kein leichter Job also. Da muss man dauernd den Überblick haben, also geistig wach und rege sein. Da muss man dauernd konzentriert sein. Da muss man dauernd fokussiert sein. Mit genau diesen Qualitäten stattet uns Yi auch aus. Mit gutem Grund.
Die Zeit des Erd-Elements ist die Zeit des Spätsommers, der Ernte. Der Gabentisch ist reichlich gedenkt. Hülle und Fülle für alle.
Aber: Ab jetzt wird sich das Angebot sukzessive ausdünnen, bis es gänzlich unter einer dicken Blätter-, Schnee- oder Eisschicht verschwunden ist. Es gilt zu hamstern. Es gilt Reserven anzulegen. Natürlich auch im Körper. Dabei darf man aber auch nicht allzu verschwenderisch sein. Man muss bedacht mit der Fülle umgehen, auf dass sie auch in den kommenden kargen Zeiten nähren kann. Yi denkt daher nicht nur an heute. Yi denkt ebenso an Morgen. Yi denkt aber anders als Po an Morgen. Po denkt daran, was morgen sein könnte. Po braucht eine Orientierung. Yi denkt daran, wo es morgen was zum Essen geben könnte. Yi ist daher auch ein Antreiber, ein Jäger, getrieben von der Angst, zu wenig haben zu können. Daher mag Yi gerne mehr. Mehr. Mehr. Dieser Hunger auf Mehr hat die Welt zu dem gemacht, was sie heute ist.
Dieser Hunger hat die Entwicklung vorangetrieben, Neuland erschlossen und Unmögliches möglich gemacht. Wir sind eine Yi getriebene Kultur. Wir haben soviel gejagt, dass sämtliche Speisekammern überzuquellen und wir im Überfluss zu ersticken drohen. Wir haben von allem alles. Wir sind eine Gesellschaft, die die Eigenschaften von Yi zur Maxime erklärt hat: „Ich denke, also bin ich“. Wir sind Denker. Da ist etwas schief gelaufen. Denn eigentlich sollte der Kopf die Verlängerung des Bauchhirns sein. Der Bauch steuert. Das Bauchgefühl. Die Intuition. Nun steuert der Kopf. Wir haben unser Zentrum verloren. Nun macht Yi was er will. Dauernd auf der Jagd und trotzdem das Gefühl, dass immer etwas fehlt. Das passiert, wenn die Verbindung zur Mitte abreißt, wenn wir uns nicht mehr zentrieren, wenn wir uns nicht konzentrieren.
Denken ist ein Aspekt von Yi.
Konzentration ist der andere.
Und: Denken braucht Konzentration, sonst wird Yi viel zu flatterhaft und lässt sich leicht manipulieren. Da kann einem die Werbung schnell einmal einreden, dass man dieses oder jenes vielleicht doch noch brauchen könnte, weil einem sonst ja wirklich etwas fehlt. Wobei ein konzentrierter Blick in den Kühl- oder Kleiderschrank so manchem Versprechen sofort den Boden der Argumente entziehen würde. Aber zurück zum großen Erntedankfest: Da sollte man auch konzentriert sein, bevor es losgeht, weil Denken ist wie ein Schwert, das nur durch Konzentration ein gewisse Schärfe bekommt. Sonst denkt Yi an dies, an das, an jenes. Da denkt Yi noch ans Anziehen, während die Speisen bereits geliefert werden. Ohne Konzentration zerstreut sich Yi und das Wesentliche geht dabei verloren.
Yi verleiht uns die Fähigkeit zur glasklaren Konzentration.
Es ist Spätsommer, die Ernte ist eingebracht, man muss fokussiert bleiben und sich gut überlegen, was man nun damit macht. Das macht Yi. Yi sorgt dafür, dass der Gabentisch längerfristig gedeckt bleibt. In modernen Zeiten ist dieser dank einer selten abreißenden Versorgungskette natürlich nie wirklich ernsthaft gefährdet. Aber Yi kann auch als Manager der materiellen Belange gesehen werden. Yi ist da ein bisschen wie die Mutter, die immer etwas für ihre Kinder hat, ob Süßigkeiten oder eine kleine Geldspritze. Immer. Auf Mamas kann man sich verlassen. Auf Yi auch.
Wir brauchen Yi zum Ver- und zum Vorsorgen. Ein kraftvoller Yi kümmert sich um Fülle, ob finanzieller oder emotionaler Natur.
Er geht behutsam mit dem um, was wir haben. Yi hilft uns, etwas zur Seite zu legen. Sollten Engpässe kommen, welcher Natur auch immer, Yi hat daran gedacht. Insofern stimmt es auch, wenn die TCM sagt, das Erd-Element kontrolliert das Wasser-Element. Das Wasser-Element ist das Element der mageren Zeiten, das Element der Bewahrung der Ressourcen. Yi sorgt dafür, dass es auch in Anbetracht eines Mangels noch genügend Reserven gibt. Yi ist die Instanz, die im Spätsommer genügend Kürbisse in den Keller trägt, damit im Winter noch welche vorhanden sind. Das gibt ein Gefühl von Sicherheit. Das kreiert Stabilität.
Stabilität ist ein weiterer Faktor, der in den Aufgabenbereich von Yi fällt. Das hat vor allem mit der Fähigkeit zur Konzentration zu tun.
Ein bisschen aber auch mit dem Denken. Die anderen Elementargeister sind ja schon ein bisschen egoistisch. Jeder glaubt, seine Perspektive ist die einzige, die wichtigste. Da schwelgt der Hun im Vergangenen, da flüchtet der Po in die Zukunft, der Shen mit seinem Status als oberster Boss nimmt sich so oder so immer diverse Privilegien heraus und der Zhi macht einfach, was er will. Jemand muss da her gehen und sagen, so liebe Freunde, um was geht es jetzt wirklich? Konzentrieren ist zentrieren. Yi ist hier und jetzt. Daher spielt die Konzentration auch in allen Meditationsmethoden eine so wichtige Rolle. Wobei Konzentration natürlich viele Gesichter hat. Da gibt es die Konzentration, die wie eine Lupe ist. Wie ein Laserstrahl. Und dann gibt es die Form von Konzentration, die aus einer fokussierten Zentriertheit heraus entsteht und eher als generelle Achtsamkeit gesehen werden kann. Diese Form braucht es in der Meditation, diese Form braucht es, wenn sich die Elemente wieder einmal zu sehr in ihrem eigenen Saft suhlen und dadurch ein inneres Spannungsfeld kreieren, das einen durchaus zerreißen kann. Das ist ja generell die Aufgabe des Erd-Elements: Die Mitte zu bewahren, auszugleichen, Harmonie zu schaffen.
Da ist wieder die Mama-Super-Kraft, die inmitten eines tobenden Kinder-Chaos den kompletten Überblick und liebevolle Aufmerksamkeit bewahren kann. Okay, vielleicht nicht immer. Aber wenn es darauf ankommt, dann auf jeden Fall. Aus dieser zentrierten Achtsamkeit entspringt auch Mitgefühl. Denn ist Yi gut in Form, dann ist genug da, um von ganzem Herzen geteilt werden.
Aus dieser Serie:
– DAS HOLZ-ELEMENT UND DER HUN
– DAS FEUER-ELEMENT UND DER SHEN
– DAS METALL-ELEMENT UND DER PO
– DAS WASSER-ELEMENT UND DER ZHI
„MERIDIANE – LANDKARTEN DER SEELE“
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In der TCM gibt es eine komplexe Psychologie, die in einer simplen Bildsprache auf den Punkt gebracht wird. Diese Serie widmet sich den sogenannten Elementargeistern. Dieses Mal: Der Zhi.
Zhi steht für unsere Willenskraft, für unsere Ausdauer, für unsere Beharrlichkeit. Das sind genau die Eigenschaften, die das Wasser-Element am meisten benötigt und dementsprechend auch bereit stellt. Begegnen wir Phasen des Wasser-Elements in unserem Leben, dann werden wir immer ein bisschen herausgefordert, mal mehr, mal weniger, aber nie derart, dass wir nicht eine gute Portion Zhi benötigen würden, um diese zu meistern. Der Winter zum Beispiel: Fordert der nicht mehr Willenskraft von uns als jede andere Jahreszeit? Brauchen wir da nicht wesentlich mehr Willenskraft, um Morgen für Morgen das Bett zu verlassen? Warum sollte man denn das auch tun, wenn es nach dem Klingeln des Weckers noch mindestens zwei Stunden dunkel und vor der Tür zudem mehr als unwirtlich ist. Wir brauchen auch mehr Willenskraft, um das heimelige Zuhause wieder zu verlassen, sind wir nach einem langen Arbeitstag in dieses zurück gekehrt. Jetzt noch Joggen, Kino oder Restaurant? Nein danke. Und wer kennt das nicht: Meist so ab Mitte Jänner, da ist endgültig Schluß mit Antrieb, Action und Lebensenergie, da nagt dann schon eine globale Müdigkeit an den Knochen, da kann man sie gar nicht mehr erwarten, die ersten warmen Tage.
Um sich da noch über die verbleiende Restzeit drüber zu retten, braucht es definitiv mehr Willenskraft, als zum Beispiel für den Übergang von August auf September.
Während im Sommer die Leichtigkeit des Seins zum Verweilen einlädt, braucht der Winter Zhi. Da legt man sich nicht einfach zum Entspannen unter einen Baum und sieht dem Gras beim Wachsen zu. Weil erstens gar nichts wächst. Und zweitens Verweilen nur in den eigenen vier Wänden angesagt ist. Wer raus will, muss was wollen. Das Wasser-Element braucht Ziele. Das Wasser-Element symbolisiert existentielle Lebensphasen. Dazu zählen auch und vor allem Krisen, schwere Lebenskrisen, ausgelöst durch was auch immer, durch Unfälle, Krankheiten, einen Bankrott, eine nicht zu verdauende Scheidung. Das sind ja auch keine Umstände, die nach zwei Tagen gegessen sind. Nistet sich das Wasser-Element in unserem Leben ein, dann tut es das mit Wasser-Energie, also ebenfalls mit Beharrlichkeit und Ausdauer. Um da halbwegs durchtauchen zu können braucht man Muskeln im Hulk-Format, vor allem im Kopf. Oder besser: In den Nieren, da wohnt er nämlich, der Elementargeist des Wasser-Elements.
Das ist ein interessanter Wohnort. Denn in der TCM kontrollieren die Nieren auch das, was im Englischen „balls“ und im Spanischen „cojones“ genannt wird.
Wir sprechen von den Eiern. Die müssen aus Stahl sein, geht es um Anliegen des Wasser-Elements. Das ist allerdings nur ein Aspekt der Geschichte: Im chinesischen Schriftzeichen für Zhi ist auch das Herz enthalten, es stellt die Basis, aus dem Entwicklung und Fortschreiten statt finden sollen, weil ohne der wärmenden Kraft des Feuers wird der Wille rasch einmal kalt und hart wie Eis. An dem zerbricht dann nicht nur die Umwelt, sondern man oft auch selbst. Denn es fehlen ihm dann Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, aber auch die Konstanz, alles Qualitäten, die eher fließendem Wasser zuzuschreiben sind. Und so kann sich der Zhi auch verhalten: Fließend. Dann ist er nicht mehr aufzuhalten. Hat es sich Wasser einmal vorgenommen, in den Ozean einzutauchen, dann tut es das auch, da können die Berge an gefrorenem Eis nur neidvoll zusehen und warten. Zhi kann also zu rigide sein. Das ist nicht gut. Der Zhi kann sich aber auch zerstreuen, wie ein Bach, dem das Bachbett ausgeht, der sich hoffnungslos in der Umgebung verliert. Dann kriegt man gar nichts auf die Reihe. Das Bachbett hat also eine wichtige Funktion: Es bündelt die Kraft des Wassers, es steuert den Willen. In der TCM sagt man: Das Erd-Element kontrolliert das Wasser-Element. Yi – das Denken – kontrolliert die Willenskraft. Das stimmt aber primär für den Yang-Aspekt des Zhi.
Der Yang-Aspekt es Zhi kann auf den Punkt gebracht werden mit: Ich will das. Der Yin-Aspekt des Zhi mit: Der Wille geschehen.
Der Yang-Aspekt geht von einem Subjekt aus, das sein / ihr Objekt unbedingt haben will, will, will. Alles dreht sich um das Ich, um dessen Wünsche, dessen Ziele, dessen Begierden. Das kann jemanden weit bringen. Das muss aber nicht immer fruchtbar sein. Weil der vom Elementargeist der Erde, von Yi, angepeitschte Zhi im Endeffekt nur in Übereinstimmung mit dem Ego handelt und die Bedürfnisse und Eigenheiten der Umgebung meist wenig bis gar nicht berücksichtigt. Bildet sich der Yang-Zhi ein, im Winter blühen zu müssen, dann tut er das auch, koste es was es wolle. Das kostet vor allem: Ressourcen. Und das ist nicht die Grundidee von Zhi. Sagen wir so: Der Yang-Aspekt ist ein brauchbares Werkzeug. Eingesetzt sollte es jedoch vom Yin-Zhi werden. Der Auftrag des Yin-Aspekts des Willens ist es, die tiefste ihm zugängliche Bestimmung zum Ausdruck zu bringen. Das kann ein Auftrag der Seele sein. Oder ein Auftrag einer höheren Ordnung, wie auch immer man sie nennen möchte, ob Tao, Göttin, Gott oder Schicksal. Was es dazu braucht? Wieder einmal die Kernqualität des Wasser-Elements: Zurück zum Ursprung, eine Verbindung mit den Wurzeln seiner Selbst, die Energie muss sich im Innersten des Inneren sammeln können. Dort schlummert der große Masterplan.
Die Impulse des Yin-Willens folgen allerdings nicht zwingend einer klar erkennbaren Logik, wie das beim zweck- und ergebnisorientierte Yang-Willen der Fall ist.
Der Yin-Wille klopft gerne mit irrationellen Botschaften an unsere Tür. Er lässt uns spüren, das etwas zu tun ist, auch wenn das, was zu tun ist, im krassen Gegensatz zum gerade vor den Sinnesorganen ablaufenden Leben zu stehen scheint. Den gut bezahlten Job aufgeben zum Beispiel. Oder wegen der Liebe ans andere Ende der Welt ziehen und neu beginnen. Oder endlich mit der Faust auf den Tisch hauen und die Wahrheit sagen. Der Sinn und die Zusammenhänge derartiger Aktionen erschließen sich oft erst lange nachher. Trotzdem: Der Yin-Wille weiß intuitiv, dass derartige Entscheidungen im Sinne des großen Ganzen genau die richtigen sind. Ein gut integrierter Zhi setzt den Yang-Willen bewusst ein, um dem Yin-Willen zu dienen. Dazu braucht es Mut. Und Vertrauen. Mut und Vertrauen: Zwei weitere wesentliche Eigenschaften des Wasser-Elements, ohne die beide Willenskomponenten so effektiv voran kommen würden wie ein Auto auf zwei Rädern.
Denn im Idealfall schaut es so aus: Zhi erzeugt einen Sog. Zhi zieht an. Er verführt, er lockt, so dass ihm zu folgen leicht und spielerisch erscheint. Er macht uns Ziele schmackhaft, wo der Weg zum Ziel und jeder Schritt zum Erfolg wird. Er lässt uns wachsen. Das Tun bringt Energie. Das ist wichtig, weil das Thema Wasser-Element immer ein Thema der Bewahrung von Ressourcen ist. Das Wasser-Element speichert unsere wertvollste Lebensenergie. Am leichtesten verschwenden wir diese, wenn wir Tag für Tag mit Handbremse durch das Leben fahren und das noch dazu mit Höchstgeschwindigkeit, wie es im Zeitalter 2.0 üblich geworden ist. Es macht mürbe und müde, wenn der Zhi keinen Sog erzeugt, sondern uns mit treibender Peitsche im Nacken sitzt, ein schwer belastender Rucksack eines permanenten Muss. Zhi als Pusher. Zhi als Treter. Ich. Muss. Ich. Muss. Kein Wunder, dass sich eine kollektive Zhi-Müdigkeit breit macht, gemeinhin auch Burn Out genannt. Und die wichtigste Zhi Frage überhaupt bleibt auf der Strecke: „Was will ich wirklich?“ Sich dieser Frage zu stellen erfordert Mut und Vertrauen. Weil diese Frage wirklich Angst machen kann und handfeste Lebenskrisen herauf zu beschwören vermag. Es ist die Aufgabe des Zhi, die Suppe des Lebens ausreichend zu würzen. Versalzen soll er sie jedoch nicht.
Aus dieser Serie:
– DAS HOLZ-ELEMENT UND DER HUN
– DAS FEUER-ELEMENT UND DER SHEN
– DAS METALL-ELEMENT UND DER PO
„MERIDIANE – LANDKARTEN DER SEELE“
– Erhältlich bei www.bacopa.at (heimische Händler unterstützen)
In der TCM gibt es eine komplexe Psychologie, die in einer simplen Bildsprache auf den Punkt gebracht wird. Die Serie widmet sich den sogenannten Elementargeistern. Dieses Mal: Hun.
Hun ist ein Überbegriff für die psychologische Komponente des Holz-Elements. Hun wird gemeinhin als die Wanderseele bezeichnet und steht in Opposition zur dem Metall-Element zugeordneten Körperseele Po, deren Aufgabenbereich der Schutz und die Instandhaltung der physischen Ebene ist. Po ist schwer, Po ist stabil. Da ist der Hun schon wesentlich feinstofflicher und flüchtiger: Daher ja auch die Bezeichnung Wanderseele. Das entspricht dem Yang-Charakter des Frühlings. Yang ist Bewegung und Energie. Yin ist Stabilität und Materie. Yang kehrt immer zum Yang zurück. Yin kehrt immer zum Yin zurück. Asche zu Asche. Staub zu Staub. Während sich die Körperseele Po mit unserem Tod auflöst, wandert die Wanderseele einfach weiter, je nach Glaubenssystem von einer Inkarnation zur nächsten. Mit auf diese Reise nimmt sie den gesamten Erfahrungsschatz, den sie bereits gemacht hat. Weiters nimmt sie mit: Den großen Masterplan. Was ist unsere Aufgabe?
Was ist unsere Bestimmung? Was ist der Inhalt unseres Lebens? Das sind wesentliche Fragen.
Aus deren Beantwortung heraus konkrete Bilder und greifbare Visionen entstehen zu lassen, denen wir in diesem Leben folgen können, das ist die Kernaufgabe des Hun. Somit übernimmt die Wanderseele wie auch der Po eine Art Schutz und Instandhaltungsfunktion: Für unseren Geist, für unsere Emotionen. Warum?
Das Holz-Element will wachsen und sich entfalten. Es setzt alles daran, dies zu tun. Aber es braucht eine Richtung. Sonst zerstreut es seine Kraft und verliert sich. Es braucht einen Plan. Eine Orientierung. Der so sehr für das Holz-Element als Symbol geltende Keimling hat diesen Plan in seinem Samen enthalten. Der Samen enthält die Blaupause für die voll entfaltete Pflanze. Der Samen trägt den fertigen Baum, den fertigen Strauch oder die fertige Blume bereits in sich. Auch wir tragen einen derartigen Plan in uns, den Seelenplan, des volle Potential, das wir in diesem Leben abrufen könnten, das wir abrufen sollten, weil wir sonst kein Baum werden, sonst lediglich ein Bonsai, eine Miniaturausgabe unserer selbst. Um ein Potential umzusetzen, muss man es zuerst (er)kennen. Hier kommt uns die Sinnesfunktion des Holz-Elements zu Hilfe, das Sehen.
Die Augen sind das Werkzeug des Hun. Es gilt diese bewusst einzusetzen. Mit den Augen können wir nach außen und nach innen blicken.
Zu Beginn unserer Erdenreise ist der Fokus allerdings stark nach außen gerichtet. Mit gutem Grund: Kleine Kinder lernen primär durch Nachahmen. Hier spielt der Sehsinn eine entscheidende Rolle. Copy & Paste, was rund um Kleinkind geschieht, Copy & Paste, was Kleinkind sieht. Der Hun nimmt alle Eindrücke und Bilder auf und speichert diese ab. Alle Eindrücke. Der Hun kann nicht filtern, er saugt alles auf wie ein Schwamm. Immer wiederkehrende Eindrücke überlagern sich zu Mustern: Zum Beispiel, dass es zuhause gleichbleibende Personen als Bezugsrahmen gibt. Dass man schläft, wenn es dunkel ist. Dass man sich auch auf zwei Beinen bewegen kann. Nach und nach bekommen diese Muster eine Ordnung, Sinn und Namen: Eltern. Nacht. Gehen. Das Kind lernt. Dieses Lernen ermöglicht Orientierung. Um das Rad nicht immer von neuem zu erfinden, werden die Lernerfahrungen praktischerweise abgespeichert: In der dem Holz-Element zugeordneten Leber und in der von der Leber verwaltenden Körpersubstanz Blut.
Wir werden immer mehr zu einer individuellen Persönlichkeit aus Fleisch und Blut. Der Hun wird daher auch als Speicherbewusstsein bezeichnet.
Es macht natürlich Sinn, diesen Speicher zuerst mit den Eindrücken zu füllen, die eine rasche Überlebensfähigkeit sicherstellen. In der TCM spricht man diesbezüglich von drei Aspekten des Hun. Der Sheng Hun steht für das Basislebensprinzip. Er ist der Speicher der Erinnerung, die in jeder Zelle lebt, die ihr sagt, was zu tun ist, wann und wo und wie sie sich zu teilen hat und welche Aufgabe sie im Gesamtsystem einnimmt. Diese Form des Speichers ist in Menschen, Tieren und Pflanzen gleichermaßen zu finden. Der Jiao Hun entspricht Instinkten und Gefühlen, er findet sich in Menschen und Tieren und sorgt zum Beispiel dafür, dass der Mund nach der Geburt von selbst zur Brust findet. Der Ling Hun ist der Hun, der die Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Der Ling Hung steht für die schöpferische Kraft, für das Potential des menschlichen Geistes.
Mit dem Ling Hun wird es allerdings auch heikel: Als genauso neugierige wie begierige Lerninstanz, speichert der Hun alles, was er aufnehmen kann, nicht nur visuelle Eindrücke, sondern auch jede andere Form von sinnlichen Erlebnissen sowie Gefühle und Erfahrungen. Viele davon sind bewusst gemacht. Der größte Teil davon ist jedoch unbewusst. Der Hun ahmt nach, was ihm die Umwelt vormacht. Er verinnerlicht die Werte und Handlungsweisen der Bezugspersonen genauso wie soziale und religiöse Einflüsse. Alle auf das werdende Wesen herein prasselnden Eindrücke und Informationen formen es. Alle Erfahrungen werden somit zum Bestandteil der Gefühle, der Denkmuster, der Verhaltensweisen, des Charakters…
Um was es bei dem Hun nun wirklich geht: Mit welcher Ebene des Speicherbewusstseins steht er in Verbindung?
Welche Ebene des Speicherbewusstseins liefert die Bilder und die Erinnerungen, anhand deren der Alltag erfasst und erlebt wird? Welche Ebene des Speicherbewusstseins formt und kreiert den Masterplan der eigenen Existenz? Der Masterplan steckt den Rahmen ab, in dem wir uns bewegen. Der Hun ist der Nährboden für unser bewusstes Sein, für unser Bewusstsein. Wir sehen und erkennen im Außen, was wir in uns tragen.
Im Idealfall steht der Hun mit der tiefsten ihm zugänglichen Ebene in Verbindung. Diese Ebene repräsentiert das Wasser-Element. Wasser kehrt immer zu seinem Ursprung zurück. Das Wasser-Element steht für unseren Ursprung, für unser innerstes Samenkorn, in dem alles angelegt ist, was uns möglich ist. Der Hun entscheidet, ob daraus ein gewaltiger Baum in voller Blüte wird. Oder ein mickriges Etwas, das nur im entferntesten daran erinnert, was es eigentlich sein könnte. Entspricht unser Samenkorn einem Mammutbaum, unsere Eltern führten jedoch das Leben eines Zwergginkos und das soziale wie kulturelle Umfeld ließ kaum Bäume über einen Meter Wuchshöhe zu, dann tendieren wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls zum Zwergginko, ganz einfach, weil es das ist, was der Hun kopiert hat, weil er im Rahmen seiner Werdunggeschichte eine zu lange Zeit nicht im Kern seines Speicherbewusstseins, sondern in dem verwurzelt war, was sich Schicht für Schicht darüber gelegt hat. Das wird man so schnell nicht wieder los. Und wird man es nicht los, dann wird man früher oder später wie die Eltern und die umgebende Allgemeinheit. Dieselben Vorlieben. Dieselben Abneigungen. Dieselben Fehler. Dieselben Grenzen. History repeats. Konditionierung statt schöpferische Kraft. Reaktion statt Aktion.
Natürlich: Das kreiert ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung. Man weiß, wer man ist und was man zu tun hat.
Das Holz-Element bekommt seine Richtung. Tief im Kern spürt man jedoch: So nicht, so werde ich nicht wirklich glücklich, so bin ich weit von der Frühlingsenergie entfernt, für die ein sich wirklich entfaltender Hun steht. Die Aufgabe des Hun in uns besteht darin, uns an uns selbst zu erinnern. Der Hun ist der Phantast, der Träumer, der Hüter des in uns schlummernden Traumes. Dort, wo wir uns wirklich sehen könnten, wenn alles möglich wäre, dort ist der Hun zuhause. Der Hun ist der wahre Kompass der Seele. Folgen wir ihm nicht, erleiden wir früher oder später Schiffbruch. Oder erleben das Leben als einen nicht endend wollenden Gegenwind. Dabei sollte der Hun für Rückenwind sorgen. Hier kommen wieder die Augen mit ins Spiel. Man muss sie schließen, um die Botschaft des Hun zu sehen. Man muss unterscheiden zwischen Alltagskoordinaten und Seelenkoordinaten. Die Alltagskoordinationen manövrieren uns reibungsfrei durch den Alltag, die Seelenkoordinaten durch das Leben. Zeit für Innenschau.
Bevorzugt klopft der Hun des Nächtens an unsere Tür, dann, wenn sich das Speicherbewusstsein von den Resten des Tages entledigt hat, wenn sich die Bilder der oberflächlich erlebten Eindrücke entladen haben und die Magie die Bühne der Träume betritt. Im Traum ist alles möglich. Im Traum können wir fliegen, zaubern, uns verwandeln und Luftschlösser errichten. Im Traum macht sich das Unbewusste bewusst. Im Traum zeigen sich die Möglichkeiten des Hun. Wie sich auch in der Kindheit, in der Holzphase des Lebens, die Freiheit des Huns zeigt: In der Kindheit ist noch alles möglich. Der Hun kann Träume Realität werden lassen.
Er stellt alle dazu notwendigen Ressourcen bereit, wie auch der Frühling alle Ressourcen bereit stellt, um Wachstum zu ermöglichen.
Der Hun versorgt uns mit großen Visionen. Der Hun macht daraus einen Plan. Der Hun stellt die erforderliche Aggression dahinter, so dass die Umsetzung auch wirklich geschehen kann. Und er ist im Übermaß mit den Gaben der Kreativität und Flexibilität gesegnet, um die Pläne entsprechend den Umständen derart anzupassen, dass man auf Zielkurs bleibt. Der freie Hun hat stets das Bild des großen Baumes vor den Augen, das er sein könnte, und dafür kann er, wie in der Natur zu beobachten, sogar Beton durchbrechen. Fehlt ihm dieses Bild, dann fehlt ihm wohl wichtigste Orientierung im Leben. Dann macht er mal dies, mal das. Dann macht er, was andere von ihm wollen. Oder aber: Er kriegt gar nichts auf die Reihe. Manchen Personen fehlt sogar der Alltagskompass. In der TCM sagt man: Vielleicht sind die Leber oder das Blut zu schwach, um den Hun zu stabilisieren. Dann wird er zum Fähnchen im Wind. Das ganze Leben: Ohne Richtung. Chaos macht sich breit. Chaos im Haushalt, Chaos im Beziehungsleben, Chaos im beruflichen Ausdruck. Ruft das Frühlingsgefühle hervor? Mitnichten. Kein Wunder also, dass Frustration ebenso zum Holz-Element gezählt wird. Man versauert. Die Wanderseele blüht auf, wenn ihre Wanderung zur vollen Entfaltung führt. Dafür steht der Hun.
Aus dieser Serie:
– DAS FEUER-ELEMENT UND DER SHEN
– DAS METALL-ELEMENT UND DER PO
– DAS WASSER-ELEMENT UND DER ZHI
„MERIDIANE – LANDKARTEN DER SEELE“
– Erhältlich bei www.bacopa.at (heimische Händler unterstützen)
In der TCM gibt es eine komplexe Psychologie, die in einer simplen Bildsprache auf den Punkt gebracht wird. Die Serie widmet sich den sogenannten Elementargeistern. Dieses Mal: Shen.
Keines der anderen Elemente ist so flüchtig wie das Feuer. Holz kann man fassen, Erde kann man fassen, Metall kann man fassen, gut, zugegeben, das Wasser rinnt einen oft durch die Finger, aber zumindest kann man es abfüllen und einpacken. Oder man kann es einfrieren und in einen Drink geben. Man kann hineinspringen und darin abtauchen. Das alles geht mit Feuer nicht. Alleine der Versuch es zu berühren führt zu verbrannten Fingern. Vom Feuer spürt man nur die Auswirkung. Und sehen kann man es auch noch. Aber spielen sollte man damit nicht. Zudem kommt: Feuer kann nicht alleine aus sich heraus existieren. Feuer braucht einen Brennstoff. Feuer braucht eine Substanz, eine Basis, mit der es in enger Verbindung steht. Mit dem Elementargeist des Feuer-Elements, dem Shen, verhält es sich ebenso. Er ist flüchtiger Natur. Er braucht eine Trägersubstanz. Man kann seine Auswirkungen sehen. Nur fassen kann man ihn nicht.
Der Shen ist unser Bewusstsein.
In der TCM gibt es mehrere Formen von Bewusstsein. Deswegen wird in Bezug auf die Elementargeister auch von den fünf Shen gesprochen. Beim Elementargeist des Metall-Elements handelt es sich mehr um das Körperbewusstsein. Das Wasser-Element steuert den Willen und das willentliche Handeln. Das Holz-Element ist wiederum gut für große Träume und Visionen, die es aus der Schatzkammer des Unterbewusstseins nährt. Und das Erd-Element hat das Denken und das Grübeln im Griff. Man kann sagen: Das alles sind Teilaspekte des gesamten Bewusstseins und so wird es auch gesehen, sprich der Shen ist die Instanz, bei der alle Fäden zusammen laufen, der Shen wird von den anderen vier Elementargeistern ständig versorgt und informiert.
Er steht mit ihnen in interaktiver Verbindung, denn umgekehrt erteilt der Shen die Befehle, er lenkt und steuert, er ist der oberste Boss, der Generalmanager. Er ist in Summe für das verantwortlich, was wir als unser bewusstes Mensch-Sein bezeichnen. Ohne Shen wüssten wir nicht, wer wir sind. Wir könnten uns nicht als Individuen wahrnehmen und erkennen. Wir könnten nicht denken, nicht fühlen, nicht sprechen, nicht lieben.
Sprich: Ohne Shen geht nichts. Nicht ohne Grund hat sich der Shen das Herz, den Kaiser der Organe, als Hauptwohnort ausgesucht.
Aber sein Einzugsgebiet ist wesentlich größer, es umfasst den gesamten Körper und geht auch darüber hinaus. Der Körper ist jedoch seine wichtigste Trägersubstanz. Mit dieser ist er eng verwoben, diese beseelt er. Ein Körper ohne den Geist Shen ist nicht wirklich begeistert. Das muss jedoch nicht heißen, dass der Körper leblos ist. Es gibt viele Ansätze und Philosophien, die davon ausgehen, dass unser Bewusstsein durchaus fähig ist, sich von der materiellen Form zu entkoppeln und eigenständig durch die Gegend zu geistern. Gemeinhin gibt es den Terminus „out of body experience“ dafür. Ab und an erfährt man dies sogar im Alltag, allerdings in einer wesentlich geringeren Dosis. Aber es gibt diese Momente, wo man derart „neben sich“ steht, dass das fast schon einem Blackout gleichkommt. Man geht in die Küche, um… Genau. Um eigentlich was zu tun? Aber ob luzides Träumen, eine Überdosis LSD oder stressbedingtes Bewusstseinsloch, wichtig ist, dass der Shen nach seinen wie auch immer gearteten Ausflügen wieder zurück kommt, denn ein Haus, das nicht bewohnt wird, wirkt doch etwas verlassen. Ohne Shen kein Leben in der Bude. Quasi Zombiezustand. Zudem ist es nicht die Kernqualität des Feuer-Elements, sich einfach so aus dem Staub und unsichtbar zu machen. Im Gegenteil.
Der energetischen Wirkrichtung des Sommers und der Wärme entsprechend, ist es der Auftrag des Shen, unsere physische Existenz zu durchdringen, sich darin auszubreiten und sich in aller Pracht zu zeigen.
Der Shen ist natürlich in allen Lebensphasen aktiv, von der Geburt bis zum Tod. Seine Blütezeit erlebt er jedoch in der Feuer-Phase unserer Entwicklung. Bis zur Pubertät war das Holz-Element dominant. Im Frühling des Lebens stand Wachstum an erster Stelle. Aber so wie im Sommer die Pflanzen ihren Höhepunkt und damit einhergehend eine deutlich erkennbare Form erreicht haben, so geht es beim Feuer-Element um das Freisetzen und Ausdrücken der eigenen Identität. Die Pubertät als markanter Übergang zwischen Holz- und Feuer-Element ist wie eine Verpuppung der Seele, eine Metamorphose in der die Raupe zu ihrer eigenen Bestimmung, zum Schmetterling reift. Nachher heißt es: Flügel ausbreiten, sich daran erfreuen und los fliegen! Wobei die Sache mit dem Holz-Element noch nicht ganz erledigt ist. Denn wie bereits erwähnt, Feuer braucht einen Brennstoff. Holz ernährt das Feuer, sagt man diesbezüglich in der TCM. Das Holzelement ist das Zuhause des Elementargeistes Hun. Und das Holz-Element wird wiederum von Wasser-Element gefüttert. Das bedeutet:
Das Wasser-Element steht für den Samen, der im Winter unter der Erde auf seinen Durchbruch wartet. Das Holz-Element lässt ihn wachsen. Das Feuer-Element bringt ihn zur Blüte.
Der Hun, auch das Speicherbewusstsein genannt, formt aus dem im Samenkorn gespeicherten Potential einen Plan und arbeitet an dessen Umsetzung. Der Shen sorgt für die Vollendung. Die Pubertät sorgt für den Sprung in die eigene Identität. Die Zeit des Feuer-Elements poliert diese und lässt sie funkeln. Dazu braucht es primär einmal Reibung. Also Kontakt. Weil wer sich nicht einer strengen spirituellen Tradition unterworfen hat, der lernt sich am leichtesten durch Interaktion mit der Umwelt kennen. Durch ein Ausprobieren und durch das dadurch hervorgerufene Feedback. Ein kontinuierlicher Werdungsprozess.
Das Feuer-Element als Inbegriff des maximalen Yang dehnt sich gerne aus.
Wie sich eben auch Wärme ausdehnt. Wie sich im Sommer alles ohne Hüllen zeigt und das Innerste nach außen stülpt. Und ist das frühe Erwachsenenalter nicht genau die Zeit, in der man sich mit offenen Armen durch eine Fülle an Sozialkontakten wühlt? In der man mit sich und den verschiedensten Lebensentwürfen experimentiert? In der man Liebesbeziehungen und Beziehungsmodelle in stetigem Wechsel erprobt? Und das alles mit einer Intensität und einer Lebensfreude, als gäbe es kein Morgen. Das Feuer ist nun einmal eine genauso leb- wie flatterhafte Energie, zur Ruhe kommt es erst dann, wenn es niedergebrannt ist und einen mächtigen Glutstock erzeugt hat, der langanhaltende und gleichmäßige Wärme erzeugt. Zur Ruhe kommt es in der Phase des Erd-Elements, das ist circa um die 30 Jahre herum, die Zeit, in der man die wichtigsten Eckpfeiler seines Daseins manifestiert haben sollte, sprich Wahl des Berufs, der Beziehungsform, der häuslichen Basis. Änderungen natürlich vorbehalten.
Aber vorher sollte und muss man erst einmal so richtig brennen. Man muss Erwachsen werden. Man muss erwachen.
Denn die eigentliche Aufgabe des Shen besteht darin: Um sich selber sehen und somit erkennen zu können, braucht man eine reflektierende Oberfläche. Die Oberfläche, in der sich der Shen erkennt, ist der Austausch. Durch diesen Austausch wird er sich seiner Selbst bewusst. Das wiederum führt zum bewussten Sein, also genau dem Zustand, der für das Bewusstsein eigentlich maßgeschneidert ist. An dieser Stelle könnte man einwerfen, klar, das ist doch logisch, führt denn nicht jeder Mensch ein mehr oder weniger bewusstes Sein? Ohne hier jemanden nahe treten zu wollen: Die Antwort ist nein. Das kann man nämlich sehen.
Der Shen ist die Instanz, die unsere Augen funkeln lässt. Die uns tiefe Lebensfreude verleiht.
Die für Charisma und Ausstrahlung sorgt. Die uns strahlen lässt. Die uns zu Sommerwesen macht: Hell, klar, intensiv. Das ist bewusstes Sein, das ist bewusstes Entscheiden, bewusstes Fühlen, bewusstes Lieben, bewusstes Leben. Ganz der Natur des Feuer-Elements entsprechend ist der Shen der Elementargeist, der sich am deutlichsten in unserem Wesen ausdrückt. Und in der Tat: Der Shen ist der Boss, denn ein gutes Körpergefühl zu haben ist praktisch und schön, viel Willenskraft kann einen natürlich weit bringen, wie auch große Träume und Visionen, und natürlich gelangt man durch Denken ebenfalls zu Einsichten diversester Natur, aber was ist das alles wirklich wert, wenn es nicht begeistert? Wenn es keinen Spaß, keine Freue macht? Wenn man nicht mit seinem Wesenskern in Verbindung steht? Wenn man nicht der Boss im eigenen System ist?
In unserem Entwicklungsprozess steht das Feuer-Element nach dem Holz-Element an zweiter Stelle. Weil klar, zuerst kommt das Wachstum. Dann kommt jedoch schon der Shen. Kultiviert man diesen Elementargeist nicht wirklich, dann fehlt die Basis für alle weiteren Stufen. Wie soll ein Baum Früchte hervorbringen, wenn er nie geblüht hat? Wie soll man satt und zufrieden werden, wenn es keine Früchte zum Essen gibt? Der Shen fragt: „Machst du dein Ding? Oder machst du es nicht?“ Ohne Shen kann man überleben. Ohne Shen kann man sich durch den Alltag wursteln. Was aber fehlt: Die Begeisterung. Die Leichtigkeit. Die Sommmerqualität. Dann verlieren die Augen, unser Tor zur Seele, ihr Leuchten. Dann gleich das Charisma eines müde gewordenen Backstein. Gestorben mit 30. Begraben mit 80. Das klingt hart. Energetisch ist das aber oft der Fall.
Aus dieser Serie:
– DAS HOLZ-ELEMENT UND DER HUN
– DAS METALL-ELEMENT UND DER PO
– DAS WASSER-ELEMENT UND DER ZHI
„MERIDIANE – LANDKARTEN DER SEELE“
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In der TCM gibt es eine komplexe Psychologie, die in einer simplen Bildsprache auf den Punkt gebracht wird. Die Serie widmet sich den sogenannten Elementargeistern. Dieses Mal: Po.
Der Po wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Körperseele bezeichnet. Unser Körper kann, ganz im Sinne des Metallelements, als die Verdichtung und die Essenz unserer energetischen Matrix gesehen werden. Die Yang-Elemente Holz und Feuer streben ihrer Natur entsprechend nach oben, dem Himmel entgegen. Sie haben einen stärkeren Bezug zu den flüchtigeren Aspekten unserer Persönlichkeit wie Ideen, Gedanken, Geist oder Bewusstsein. Die Yin-Elemente Metall und Wasser haben hingegen mehr Bezug zur Erde, zu den materiellen Aspekten unserer Persönlichkeit, vor allem das Metallelement, denn Metall ist das schwerste und dichteste aller Elemente und der dichteste Aspekt unseres Menschseins ist nun einmal unser physischer Körper.
Daher besteht eine enge Beziehung zwischen Metallelement, Po und Körper.
Der Elementargeist des Metallelements gilt als der Wächter und der Architekt unserer physischen Form, er regiert über deren Entwicklung und deren Kraft: Ob wir robust und kräftig, ob wir zerbrechlich und dünnhäutig, ob wir gesund und vital oder kränklich und schwach sind, das alles fällt in den Verantwortungsbereich des Architekten Po. Zu den Aufgaben des Wächters Po gehört es, den Körper am Leben zu halten und regelmäßig zu reinigen. Ersteres vor allem über die Atmung und das Yin-Organ des Metallelements, die Lunge. Zweiteres über die Ausscheidung und das Yang-Organ des Metallelements, den Dickdarm. Generell werden jedoch alle unwillkürlichen vitalen Funktion des Organismus dem Metallelement zugeordnet. Das Metallelement agiert unter der Bewusstseinsschwelle, wie sich auch Metalle tief im Erdreich befinden und dort weder sichtbar noch beeinflussbar sind. Der Po reguliert Schlaf, Hunger, Durst oder Verdauung. Weiters repräsentiert er unseren Überlebenstrieb:
Der Po ist der tierische Instinkt in uns, der genau weiß, was zu tun ist, um unsere physische Form aufrecht und am Leben zu halten. In Bezug auf den Po spricht man auch von dem sechsten Sinn.
Der sechste Sinn ist kein abstraktes Konstrukt esoterisch angehauchter Philosophien, im Gegenteil, er ist eine sehr konkrete Funktionseinheit und umfasst zwei Aspekte. Die klassischen fünf Sinne Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken verbinden uns mit der Umwelt. Der sechste Sinn wird gerne als Körpersinn oder Propriozeption bezeichnet. Der Körpersinn kann wie die Augen oder die Ohren als eigenes Sinnesorgan gesehen werden. Er sorgt für die Körperwahrnehmung, die Raumwahrnehmung und die Selbstwahrnehmung über körperliche Empfindungen. Ohne Propriozeption würden wir uns mit Gleichgewichtsbewahrung und Bewegung im Raum schwer tun. Wir hätten sogar Probleme damit, eine Gabel mit der Hand zum Mund zu führen, geschweige denn ein paar Schritte rückwärts zu gehen oder eine Salto zu machen.
Das alles braucht multidimensionale Feedbackschleifen, die unmittelbar verarbeitet werden müssen. Das ist der eine Aspekt des sechsten Sinns. Der andere Aspekt: Der Körpersinn ist ein extrem feinfühliges Sensorium, so feinfühlig, dass er geringste Nuancen der Veränderung im Raum über den Körper wahrnehmen kann, Nuancen, die weit unter der bewussten Wahrnehmungsschwelle liegen.
Ein starker Po verleiht uns fast schon magische Kräfte.
Er spürt es, übertrieben dargestellt, wenn in China ein Rad umfällt oder ein Schmetterling dabei ist, im Südpazifik einen Orkan auszulösen. Aber jede noch so kleine Veränderung im Raum hat nun einmal ihre Auswirkungen und das teilweise über große und größte Distanzen. Je nachdem wie gut unser Po ausgeprägt ist, nehmen wir sie wahr. Oder eben nicht. Die spezifische Qualität von Metallen ist es, Energie oder Teilchen weiterleiten zu können. Überhaupt: Metalle sind die besten Leiter und werden zum Beispiel auch als Sensoren für elektromagnetische Felder verwendet. Jede Veränderung in den Feldern kann mit den entsprechenden Instrumenten gemessen, also wahr genommen werden. Das Metallelement in uns reagiert ebenso sensibel, bis hin zur Wahrnehmung von subtilen Veränderungen in elektromagnetischen Felder. Der Po ist unsere Instinkt-Instanz, er ist der Superleiter unseres Energiesystems.
Tiere verfügen zum Beispiel über einen ausgezeichneten Po. Haustiere spüren das Herannahen von Bezugspersonen, bevor sich diese überhaupt in unmittelbarer Nähe befinden, und reagieren dementsprechend darauf. Wildtiere können Gefahren wahrnehmen, die sich in weiter Entfernung anbahnen, lange bevor es konkrete Anzeichen dafür gibt. So flüchteten zahlreiche Tiere auf den von dem großen Tsunami des Jahres 2004 betroffenen Inseln vor dem Eintreffen der Flutwelle in höher gelegene Regionen und wurden derart verschont. So auch die mit der Natur eng in Verbindung stehenden Einwohner. Nur die sich schon lange von der Natur entfernt habenden Touristen machten genau das Gegenteil: Sie liefen dem Tsunami entgegen. Der Po besitzt die Fähigkeit, uns instinktiv und ohne großen Nachdenkprozess aus bedrohlichen Situationen heraus zu manövrieren. Weil wir es irgendwie spüren, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Der sechste Sinn eben. Der Wächter über die Form.
Den Po kann man auch trainieren: Indem man viel Zeit in der Natur verbringt und wieder lernt, mehr auf die leisen Regungen im Körper zu hören und zu vertrauen.
Die modernen vollklimatisierten Großraumbüros mit ihren isolierten Kojen sind hingegen tödlich für den Po. Selten ist man von der Natur mehr getrennt als in einem solchen Umfeld. Längerfristig degeneriert der Körpersinn. Bis man sich gar nicht mehr spürt.
Apropos spüren: Als Wächter und Architekt der Form erlebt sich der Po gerne über den Körper. Er braucht den Körper, um sich zu erleben. Ist er sich seiner nicht ganz sicher, dann braucht er sogar äußerst intensive Reize, um sich zu spüren, bis hin zu einer Sucht nach Reizintensität. Im Po schlummert unser Suchtpotential. Ob Sportsucht, Sexsucht, Fresssucht oder Drogensucht: Jeder Rausch der Sinne, der zu einem intensivierten Erleben – und somit zu einer Bestätigung – seiner Selbst über den Körper führt, ist Ausdruck eines Po auf der Suche nach sich selbst. Sucht bei der Wurzel zu packen ist immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Po. Diese Auseinandersetzung ist jedoch nicht leicht. Denn der Po herrscht auch über unsere Gefühle.
Generell ist das Holzelement die Mutter der Emotionen, vor allem die Leber. Das stimmt bis zu einem gewissen Grad. Der Elementargeist des Holzelements, der Hun, ist wie der Wind. Emotionen sind wie der Wind. Sie sind dynamisch, von flüchtiger Natur und lassen sich erst im Ausdruck erkennen. Wenn der Wind dem Hun entspricht, dann entsprechen die durch den Wind bewegten Bäume dem Po, dem materiellen Ausdruck der bewegenden Energie.
Der Hun ist die Psyche. Der Po ist Soma, der Leib. Der Po ist unser psychosomatisches Gedächtnis.
Er verkörpert die Gefühle und im Po schlummern vor allem jene Gefühlsintensitäten, die uns tief geprägt haben. So wie ein Wind, der anhaltend aus einer Richtung bläst, einen Baum dauerhaft verformen kann, können uns genauso hohe wie fortwährende Gefühlsintensitäten verformen, bis wir sie eben verkörpern. Eine gute Therapie sollte daher nicht nur den Hun, sondern unbedingt auch den Körper adressieren und mit dem Po arbeiten, besonders wenn es um Suchtverhalten geht. Es gilt fest sitzende Altlasten loszuwerden und auszuscheiden, bevor man, ganz der Qualität des Metallelements entsprechend, zur traurigen Gestalt wird. Während der Po mehr mit der Lunge in Verbindung steht, sind Loswerden und Ausscheiden mehr Aspekte des Dickdarms.
Aus dieser Serie:
– DAS HOLZ-ELEMENT UND DER HUN
– DAS FEUER-ELEMENT UND DER SHEN
– DAS WASSER-ELEMENT UND DER ZHI
„MERIDIANE – LANDKARTEN DER SEELE“
– Erhältlich bei www.bacopa.at (heimische Händler unterstützen)
Neue Zeiten brauchen neue Wege. Komplementäre Behandlungsformen werden wichtiger denn je. Der Aufstand der Barfuss-Doktor*innen hat gerade erst begonnen.
Zuerst war mein Nachbar stark verunsichert. Fieber, Husten, Müdigkeit. Dann die Erleichterung: Er trägt den Virus nicht in sich. Er wurde getestet, wegen der Schlüsselsymptome. Gut geht es ihm trotzdem nicht. Er ist alleine. Er hat viel zu tun. Auch ein normaler grippaler Infekt ist kein Spaziergang im Park. Er ist einer der vielen Selbstständigen, die gerade versuchen, ihre Existenz neu zu ordnen, neu zu regeln. Er braucht Kraft. Er braucht Energie. Raus gehen mag er nicht. Nicht in eine ärztliche Praxis. Nicht in die Apotheke. Das ist irgendwie verständlich. Wir unterhalten uns. Über den Zaun hinweg. Zwei Meter Abstand. Ich frage ihn, was er zuhause hat, an Tees, an Lebensmitteln. Was er denn so isst, zur Zeit. Was er den Tag über macht. Wir vereinbaren ein Programm. Ich behandle ihn nicht, ich stelle Überlegungen in den Raum. Wir stellen die Ernährung leicht um. Ich empfehle ihm hochdosierte Tees auf Basis der ihm vorrätigen Zutaten. Zudem habe ich ihm Weidenrinde gegeben, die ich immer wieder sammle, denn Weiden wachsen bei uns ums Haus. Ich beschreibe ihm Akupunkturpunkte, die er sich täglich mit einem umgedrehten Kochlöffel kräftig massieren kann. Ich lege ihm Inhalationen nahe. Ich zeige ihm simple Übungen aus dem Qi Kung System, die seine Immunität stärken. Das war vor vier Tagen. Heute ist er wieder fit genug, um sich seinem Alltag zu stellen. Die zwei Flaschen Wein nehme ich gerne an. Ich bin nicht heilig. Ab und an brauche ich meinen Rausch. Gerade jetzt. Prost auf die Wiedergeburt des Barfuss-Doktors.
DIE TÜRSTEHER*INNEN DES MEDIZINISCHEN SYSTEM
Der Begriff „Barfuss-Doktor“ bezeichnete in China Personen, die medizinisch tätig waren, ohne jedoch wirklich eine abgeschlossene ärztliche Ausbildung dafür zu haben. Barfuss deshalb, weil für diese Tätigkeiten gerne auch Bauern herbeigezogen wurden, die untertags barfuß am Feld ihren Tätigkeiten nachgingen. Vor allem in schwer zugänglichen Regionen wurde die Etablierung des Barfuss-Doktors stark gefördert. Das Ziel: Zum einen sollte eine erste medizinische Anlaufstelle für Personen geschaffen werden, denen der Zugang zu einem umfangreicheren Angebot und komplexeren Behandlungsansätzen einfach nicht möglich war, aus welchen Gründen auch immer. Zum anderen wollte man damit das Gesundheitssystem finanziell entlasten, denn der Barfuss-Doktor – zu einem höheren Prozentsatz waren es Barfuss-Doktor*innen – wurde von der ländlichen Kommune selbst bezahlt und arrangiert. Es war ein Modell der Versorgung unterhalb der staatlichen Gesundheitsverwaltung und ohne Subventionen. Gerade diese dezentrale Finanzierung und Organisation wurde als wichtiger Aspekt einer umfassenden Gesundheitsversorgung gesehen. Die Hochblüte erlebte das Barfuss-Doktor*innentum Ende der Fünfziger bis Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
MIT EINFACHEN MITTELN ZUM ERFOLG
Die für die Rolle der Barfuss-Doktor*innen in Frage kommenden Personen erhielten einen Crash-Kurs in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), der drei Monate dauerte und dann hieß es auch schon: Raus aufs Land. Massage, Akupunktur, Kräuter, Moxa, Schröpfen: Das waren die Mittel der Wahl. Zusätzlich jedoch auch pharmazeutische Medikamente, wenn es gar nicht anders ging. Im Endeffekt waren Barfuss-Doktor*innen eine leicht modernisierte Variante der indigenen Medizin*frauen. Oder der Schaman*innen, die es in mehr oder weniger allen Kulturen weltweit gab. Sicher: Bei schweren, für die Barfuss-Doktor*innen nicht lös- oder feststellbaren Problemstellungen wartete das Back-Up eines umfangreichen Medizinsystem mit all seinen Instrumentarien, von bildgebenden Verfahren über die Chirurgie bis zur Chemotherapie.
Aber neben diesen schweren bis schwersten Problemstellungen gab es auch viele weniger schwere bis leichte gesundheitliche Aufgaben, die nicht zwingend von dem Back-Up übernommen werden mussten. Ob Kopfweh oder Bauchweh. Ob schmerzende Schulter oder schmerzende Hüfte. Ob Erkältung oder Allergie. Ob Verstopfung oder Durchfall. Ob Akne oder Anämie. Heilung bei diesen und vielen anderen Beschwerden mit möglichst hoher Kosteneinsparung und / oder mit einem geringen Einsatz von Medikamenten war der Auftrag. Das funktionierte. Mit einfachen Mitteln. Die Funktion der Barfuss-Doktor*innen konnte als Türsteher*innen vor aufwendigeren – und somit auch kostenintensiveren – Behandlungsmethoden verstanden werden. Derartige Türsteher*innen wird es in naher Zukunft wohl wieder vermehrt benötigen. Und es braucht sie auch schon jetzt. Dringend. Warum?
ZEIT FÜR EINEN PARADIGMEN-WECHSEL
Naturheilverfahren können viel, aber natürlich nicht alles. Umgekehrt kann die Schulmedizin viel, muss aber alles selber machen. Ich möchte an dieser Stelle klar und deutlich machen: Danke! Danke, dass wir ein derart großartiges und weit entwickeltes medizinisches System haben. Danke an alle Personen, die darin involviert sind, ob Sanitäter*in oder Primar*ia. Was wir zur Zeit jedoch erleben: Es tun sich Lücken auf. Das Corona-Virus macht diese deutlich. Ärztliche Praxen sind geschlossen. In Spitälern sperren teilweise ganze Abteilungen. Behandelt werden bevorzugt Notfälle. Nicht überall, nein, aber immer öfter. Chronisch kranke Patient*innen sitzen zuhause und sind verunsichert.
Dazu kommt: Schon länger steht so ziemlich jedes medizinische System finanziell mit dem Rücken zur Wand. Global. Jetzt erst erkennen wir, was wir alles nicht haben, obwohl wir es dringend benötigen würden. Wird das nach dem Ende der Krise anders sein? Hoffentlich ja. Realistisch: Eher nein. Sicher, spezielle Teilbereiche werden aufgestockt, wie die Intensivmedizin. Und dann gibt es meinen Nachbarn. Und dann gibt es Personen, die mit kleinen Schürfwunden und wetterbedingter Migräne in der Aufnahmestation eines Krankenhaues stehen.
Es gibt zwei Fragen, die sich aktuell aufdrängen: Müßen wirklich alle gesundheitlichen Aufgabenstellungen an unser an sich schon überlastetes medizinisches System herangetragen werden? Und: Muss sich unser an sich schon überlastetes medizinisches System wirklich aller gesundheitlichen Herausforderungen annehmen? Genau genommen sind es drei Fragen: Wird sich das in Zukunft überhaupt noch ausgehen? Die gesundheitliche Rundum-Versorgung auf allerhöchstem Niveau, die wir bis jetzt ohne Einschränkungen genießen durften. Vor allem, wenn wir mit einem wirtschaftlichen Einbruch und immer wieder kehrenden kleineren oder größeren Krisen, national bis global, rechnen müssen? Traut sich hier ehrlich jemand Ja zu sagen? Ist es nicht Zeit für einen Paradigmen-Wechsel?
WIR KÖNNEN DAS!
Ich bin seit fast 30 Jahren Shiatsu-Praktiker. Wir können mit Massagen Schmerzen lindern und Bewegungsblockaden lösen. Wir können Entzündungen mit Wickeln lindern. Wir können den Schlaf mit Akupressur regulieren. Wir können Stoffwechselerkrankungen mit Ernährungsempfehlungen beeinflussen. Wir können all das, was auch die Barfuss-Doktor*innen konnten. Wir tun es natürlich nicht. Wir könnten Türsteher*innen vor aufwendigeren – und somit auch kostenspieligeren – Behandlungsmethoden sein. Wir könnten das medizinische Gesamtsystem sinnvoll entlasten, Budgets für dringlichere Bereiche sparen, teilweise in Bezug auf viele Problemstellungen wesentlich sanfter und nachhaltiger vorgehen. Wir tun es nicht. Warum? Auch an dieser Stelle klar und deutlich: Nein. Das ist keine Brandrede für Kurpfuscherei. Es ist die ernsthafte Suche nach einem neuen Ansatz, den wir dringend benötigen. Es sind Überlegungen dazu. Alte Strukturen brechen ein. Es gilt neue Brücken zu bauen.
Für viele Beschwerdebilder gibt es kostengünstige und effektive Zugänge, die nicht zwingend auf einem hochkomplexen medizinischen System aufbauen müssen. Es gibt erwiesene Alternativen. Bitte auch das nicht falsch verstehen: Ich spreche nicht von Homöopathie (Die Homöopathie-Fraktion möge mir das bitte verzeihen). Ich spreche zum Beispiel von der Weidenrinde, die Salicylalkohl-Abkömmlinge enthält, aus denen durch Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper Salicylsäure entsteht. Salicylsäure? Bingo. Der Jackpot der Pharmaindustrie. Man denke an Aspirin. Aber, warum bitte sehr, Aspirin? Die Weidenrinde kann dasselbe, hat nachweislich fiebersenkende Eigenschaften, wirkt bei rheumatischen Beschwerden und bei Kopfschmerzen. Die Weide ist bei uns weit verbreitet. Das ist gut zu wissen. Vor allem in Zeiten wie diesen! In Zeiten, wo vor den Apotheken Blockabfertigung herrscht. Wo die Mitarbeiter*innen infektiöse Übertragungen fürchten müssen. In Zeiten, wo es nicht einmal sicher ist, dass wir uns längerfristig auf eine Versorgung mit synthetischen Arzneien verlassen können. Was ist, sollte dieser Strom einmal abreißen? Was tun wir dann? Warum denn nicht jetzt schon, bei den noch erlaubten Spaziergängen, Naturmedizin sammeln?
Vor der Tür haben wir eine reichhaltige Apotheke. Mit den Händen haben wir ein Werkzeug. Mit dem geeigneten Wissen eine Strategie. Wir: Die komplementäre Methoden aller Stilrichtungen, ob TCM, Shiatsu, Ayurveda oder Osteopathie. Wir könnten viel. Wir haben Kompetenzen, die darauf basieren, mit einfach wie natürlichen Mitteln ein Gleichgewicht im Körper herzustellen. Ich bitte Sie: Vertrauen Sie uns! Ich bin seit 30 Jahren mit meiner Berufung selbstständig, ich habe alles selber finanziert, die Ausbildungen, die Weiterbildungen (von denen ich immer noch 100 Stunden im Jahr absolviere), ich habe einen Arbeitsplatz geschaffen, ich zahle Steuern, ich habe drei Kinder. Ich nehme mein Berufsbild und meine berufliche Ethik sehr ernst. Ich lebe davon, dass ich meinen Job gut mache, weil das meine einzige Absicherung ist. Für meine Kolleg*innen gilt das ebenso. Ja. Es gibt Pfuscher. Wie in jedem Arbeitsfeld. Wie viele verpatzte Kunstgriffe passieren denn eigentlich pro Jahr? Ja, auch das gibt es. Ein marginale Minderheit. Wir sind alle Menschen. Perfektion ist Illusion. Aber man sollte ein System nicht an seinen Einzelfällen messen. Denn in Relation zu den Einzelfällen gibt es die große, große Mehrzeit, die zur Zeit unermüdlich an der Front steht, dabei ihr Leben riskiert, die Familie hat, die alles vernachlässigt, um helfen zu können. Echte Held*innen. Nochmals: Danke. Mein Angebot: Auch wir wollen helfen! Wir sind keine Pfuscher. Wir wollen etwas beitragen. Wir wollen Unterstützung anbieten. Wir wollen eine Brücke bauen. Wir wollen zusammenarbeiten. Und zwar wie folgt…
PRÄVENTIVE MASSNAHMEN, PRÄVENTIVE BETREUUNG
Wir haben uns eine Gesellschaftsstruktur geschaffen, die im weiteren Rahmen die Verantwortung für die eigene Gesundheit komplett delegiert. So tragisch es ist, so furchtbar das Corona-Virus eine Spur der Verwüstung auf der globalen Landkarte hinterlässt: Die Zahl der Todesfälle ist noch immer gering (Status Quo 21.3.2020), stellt man diesen die Zahl der Lebensstil bedingten Todesfälle gegenüber. Lebensstil heißt: Ernährung, Bewegung, geistige Einstellung. Millionen von Menschen begehen mit ihrem täglichen Gewohnheiten Suizid auf Raten. Alle schauen zu, alle zahlen mit. Sicher: Das ist unsere Freiheit. Unsere Freiheit zu wählen. Jetzt sitzen wir zuhause. Wir dürfen nicht arbeiten. Nicht unsere Elter besuchen. Nicht mit den Kindern auf den Spielplatz. Nicht in die Natur. Willkommen in der neuen Freiheit. Ich mag an dieser Stelle nicht polarisieren, eigentlich geht es mir um etwas anderes, aber: Könnte ein Zucker, Nikotin und Fleisch Shut-Down in Verbindung mit einem quarantäne-ähnlichen Trainings-Boot-Camp nicht wesentlich mehr Menschenleben retten? Und zugleich die Kosten für das Medizinsystem drastisch senken? Wieviel Leid, wieviel Krankheit, wieviele Todesfälle würden wir uns dadurch ersparen? Ja: Millionen. Mehrere. Sollten wir nicht gerade jetzt schon damit anfangen, die Weichen in eine Richtung zu stellen, die das medizinische System wirklich entlasten könnte? Eine Richtung, in der Mittelpunkt zum Beispiel auch der Aufbau und der Erhalt einer vitalen Immunität steht.
Überhaupt: Über Immunität sollte neu nachgedacht werden. Alle sprechen davon. Wenige tun wirklich etwas dafür. Wir lassen uns in Bezug auf unsere Finanzen beraten. In Bezug auf unseren Beruf. In Bezug auf unsere Partnerschaft. In Bezug auf unsere Psyche. Gesundheit nehmen wir als gegeben hin. Sollte es denn nicht Spezialist*innen geben, die sich schwerpunktmäßig darum kümmern, dass diese bestmöglich erhalten bleibt? Sind dafür „Ein Apfel pro Tag“ und Impf-Kampagnen wirklich ausreichend? Und ist Gesundheit nicht wesentlich mehr? Und zwar in der Definition, dass es sich dabei nicht um die bloße Abwesenheit von Krankheit handelt. Sollte es nicht eine eigene Berufsgruppe geben, die für die Kompetenz steht, interessierte Personen in Richtung Selbstverantwortung in Bezug auf das eigene Gesundheitsmanagement zu begleiten? Und wäre es dann nicht nahe liegend, dass diese Spezialist*innen auch gleich die Kompetenz in die Händen bekommen, kleinere Entgleisungen zu korrigieren? Das war der Bereich der Barfuss-Doktor*innen. Das könnte der ideale Bereich aller komplementären Methoden sein: Die Prävention. Und die klassischen Alltagsbeschwerden, zu denen es oft so oder so einen anderen Zugang braucht, einen Zugang, der über die Symptome hinaus blickt. Denn Prävention und Immunität sollten sich nicht nur auf die physische Gesundheit beziehen. Gerade jetzt, in einer mehr als herausfordernden Zeit, ist vor allem auch die emotionale, die geistige Immunität von größter Bedeutung. Körperlich stehen wir das schon durch, irgendwie. Aber wie gehen wir im Kopf mit der ganzen Sache um? Im Herz? Und wie wirken sich Kopf und Herz längerfristig auf den Körper aus? Braucht es nicht vermehrt ganzheitliche Systeme, die von diesem Ansatz ausgehend gemeinsam und eng mit dem medizinischen System an dem großen Gesamtziel arbeiten, am Gesamtziel Gesundheit, das die WHO als einen Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens definiert hat? Dieser Zustand ist klarerweise eine Utopie. Vielmehr geht es um eine kontinuierliche Annäherung an diesen Zustand. Das geistige und soziale Wohlergehen ist es, dass in der Isolation leidet. Kleinere Beschwerden sind es, die diesen Alltag zusätzlich zur großen Herausforderung machen. Viele komplementäre Methoden bieten gerade hier ein Konzept umfassender Lebensberatung, das den Körper, die Ernährung, die Bewegung, die Geisteshaltung inkludiert. Wir könnten etwas tun. Wir könnten uns darum kümmern. Wir könnten des System entlasten. Wo sind die Türsteher*innen, die den Weg für Notfälle und schwere Erkrankungen frei halten?
DAS GEHT DOCH NICHT!
Klar. Das geht doch nicht. Wir sind nicht qualifiziert genug. Die Methoden sind wissenschaftlich nicht abgesichert. Stop! Warum wird denn immer davon ausgegangen, dass wir alle derart anmaßend sind? Dass wir Vertreter*innen komplementärer Methoden uns auf einem verträumten Weltverbesserungstrip befinden, der sich immer gleich gegen etwas richten muss und dabei noch leichtsinnig vorgeht? Ich mag keinen Krebs mit einem Lichtkreis heilen. Ich mag keine Herzinsuffizienz mit Handauflegen behandeln. Ich habe in Summe eine mehr als achtjährige Ausbildung. Ich arbeite bodenständig und bescheiden. Ich und der Großteil meiner Kolleg*innen. Obwohl ich es nicht beabsichtige, weil ich es nicht darf, beobachte ich dennoch, dass als unerwünschter und nicht herauf beschworener Nebeneffekt meiner Behandlungen teilweise 80 Prozent banaler Alltagsbeschwerden verschwinden, Beschwerden, die oft seit mehreren Jahren bestanden. Ich arbeite mit einem Ärzt*innen-Netzwerk zusammen. Bei der kleinsten Unsicherheit verweise ich weiter. Ich arbeite zusammen, weil sich das Wohl der Klient*innen durchaus in der Mitte zweier unterschiedlicher, sich aber doch ergänzender Ansätze finden kann.
Und jetzt? Jetzt kann es sein, dass die strengen Zulassungskriterien in Bezug auf Impfstoffe einfach mal gelockert werden. Jetzt ist es so, dass in der Schweiz und in Deutschland komplementäre Therapeut*innen eingeladen werden, im Gesundheitssystem mitzuarbeiten. Als helfende Kräfte. Das ist großartig. Genauso wichtig wäre es, etwas für die Leute zuhause zu tun. In folgenden Bereichen:
– Stärkung der Immunität
– Stressmanagement
– Angstmanagement
– Hausmittel gegen Alltagsbeschwerden
– Abgrenzung leichterer zu schwereren Beschwerden
– Hilfestellung bei leichteren Beschwerden
Das geht doch nicht. Leider. Sonst würde ich ja sagen: ALLE BARFUSS-DOKTOR*INNEN: AUFSTEHEN, ES GIBT ETWAS ZU TUN!
UND WIE GEHT ES NUN WEITER?
Das ist die Frage. Ich würde mir wünschen, dass auch wir als Ressource gesehen werden. Ich würde mir wünschen, dass wir einen Platz finden, wo wir unsere Kompetenz einbringen können. Ich würde mir wünschen, dass die Prävention in Zukunft ein wichtiger Ansatzpunkt wird. Ich würde mir eine Zusammenarbeit wünschen. Ich würde mir wünschen, deine Meinung diesbezüglich zu hören…
Herzlichst
Mike Mandl
Support each other in difficult times…
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Every crisis follows a certain energetic pattern. If we understand that pattern, we can handle it better. The Five Elements of TCM provide an excellent approach.
In the past, when we could not rely on central heating, triple-glazed windows, down jackets and a never-ending supply chain from pretty much every continent, winter was considered a threatening season. Resources were scarce. The living conditions were hostile. Cold and darkness paralyzed the country and its people. It was necessary to protect, to preserve. Nature is showing us how to do it: everything withdraws inwards, as much as possible, a temporary isolation to sit out the worst. Animals are hiding in caves and holes, under thick plumage or covered in thick furs. In addition: rest. No unnecessary energy consumption. Protect what is there. Watching what you have. After all, you don’t know: one does not know when the universal gas station will open its doors again and one can fill up again.
WHAT WINTER, WATER AND CRISIS HAVE IN COMMON
So winter was once an crucial time, a danger to existence, a threat to body, mind and soul. TCM is an analogy system, based on the precise observation that there are certain similarities in all patterns and processes of life. Like winter, a crisis is also a crucial time. Whether triggered by personal strokes of fate such as emotional or financial loss, illness or death. Whether triggered by local, national or global threats. We are currently experiencing a crisis triggered by a virus, the extent of which cannot yet be estimated. We are reacting to this crisis in the same way that nature reacts to winter. We are reacting in a similar way. We are withdrawing.
We are hiding out. We are hoarding resources. We are more careful with our energy budget. All unnecessary activities are suspended. We don’t spend what doesn’t really need to be spent. So there is an analogy. In TCM, analogies are grouped into superordinate categories: crisis, winter, sickness, loss, separation… All of this has a similar pattern. It is all grouped under the umbrella of the Water Element. Because water always tries to flow back to the lowest possible point: inwards, downwards. Water seeks the deep, the roots, the dark, the abyss. Water eludes our control. Water goes where our fears lie dormant. And that’s where we should start when a crisis knocks at the door.
TOILET PAPER AND THE FIVE ELEMENTS
It was in the media, you experienced it yourself: toilet paper was the big seller among hamster purchases. Pointed tongues say: “Sure, with the vast amounts of food people hoard, at some point you have to shit accordingly.” But there is more to it than that. TCM likes to work with the system of the Five Elements in order to point out the dynamics, connections and interactions of the analogies summarized under the respective umbrella term. The Five Elements are: water (winter), wood (spring), fire (summer), earth (late summer) and metal (autumn). One element follows the other, one element produces the other. The respective interactions are described using archetypical images. It is said, as an example, that winter is the mother of spring. This is also what the farmers say. So say the scientists. A good winter, a good hibernation, these are the conditions for a good spring. Nature, like us human beings, needs an appropriate period of regeneration after a long cycle of exuberant activity: winter, the night of the year. Only in this way can the flora in spring – the morning of the year, when everything awakens – take off vigorously. The tranquility of winter thus nourishes the strength of spring. In TCM we speak of the nutrition cycle. After this cycle, autumn is the mother of winter.
Back to the time of our great-great-great-great-great-grandfathers, back to the time when winter could still bring shortage, hunger and death: when crucial life stages knock at the door, you better prepare for them as best as you can. This was usually done in autumn. Again, nature is showing the way. Hoard what you can. Protect what you can. No, not in Winter. The big shelves of the meadows and woods are already closed then. The shelves are empty. Preparation must be done before Winter. And the better the preparation, the more relaxed one could enter the dark season. Those who correctly understood and conscientiously mastered the task of autumn, could hope for a stress-free winter without a struggle for survival. Enough wood in front of the hut. Enough food in the pantry. Wonderful! So why not use the rest period for a lot of sleep and introspection, according to its quality? That is how it should ideally be.
THE ADDICTION TO THE EVER-PRESENT SPRING AND TOXIC HEAT
But our problem so far has not been the winter. Our problem was – and is – spring. Because globally, in all our actions and endeavors, we are counting on a spring that lasts forever. Everything is supposed to always grow, further and further and further. Everything is expected to become more. More and more and more. The economy, prosperity, personal space. Which in itself is of course completely absurd, because there is NO, please note: ABSOLUTELY NO natural process that has a continuous upward growth curve. That is the principle of Yin and Yang. The world moves in cycles. Even the universe expands and contracts. Only we humans firmly believe that we can define our well-being and meaning by the term increasing economic growth.
It does not work like that. It doesn’t work because every growth also has, and as a matter of fact, must have, its decline. Yin and Yang. Every activity needs its break. Every day needs its night. Every wakefulness needs sleep. Let us remember: winter is the mother of spring. Spring is the child of winter. A child who is constantly overactive will sooner or later wear out the mother (please understand this in the context of archetypes and not as a gender related label), to the point of complete exhaustion. The infinitely abundant maternal energy is a myth. Infinite resources do not exist either. Just as the constantly overactive child devours all the mother’s energy, an exaggerated, since deliberately forced, growth in spring can permanently leach out the ground, especially if one believes that spring can be extended infinitely and panics at the slightest sign of stagnation, i.e. stability instead of growth. Grow. Grow. Grow. That’s Yang. Spring is Yang. Regenerate. Regenerate. Regenerate. This is Yin. Resources are Yin. When Yang dominates, Yin decreases. It is one of nature’s laws. Yin as an archetype for night and introversion also stands for calm and cool. Yang as archetype for day and extraversion also stands for activity and heat. So if Yang dominates, calm and cool are being used up.
We have now done this globally for decades. We have consumed the Yin of the earth in a never-ending party.
But the lack of cooling and rest, generates heat, up to the so-called toxic heat in TCM, a heat that can poison everything. Viral diseases are generally referred to in TCM – an analogy system – as toxic heat. Hence the symptoms associated with it are the way they are. It burns inside the body. From herpes labialis to the corona virus. This could also be one of the reasons why the infection is more dangerous, especially for those people who have less Yin as a reserve. In elderly people, Yin, the body’s resource, is only present in small amounts. Young people, on the other hand, still have enough Yin. To these people the disease is also much less threatening. We do not actually hear a lot about young children being affected. They are virtually bathing in a surplus of Yin. Everything is soft, everything is fresh, everything is alive.
WE BURN
Remember, it’s all about good Yin. Because there is not enough good Yin, i.e. little usable Yin. Inflationary Yin. It is like banknotes without value. You can have so much of it, you can’t buy anything with it. Inflationary Yin in the body is caused by an excess of carbohydrates, for example. Carbohydrates produce an abundance of substance and moisture, but substance and moisture of little value, with little vitality. Could this be one reason why the corona virus affects the pasta and dolce nation #1 so strongly? And should we perhaps not only think of pasta and chocolate when hoarding? Yeah, that’s speculation. However, speculation that does not lack a certain validity. But back to the toxic heat: the dynamics of this state are not only valid in relation to viral diseases. This state is symptomatic of our global situation.
Climate change? Toxic heat due to an excessive consumption of Yin, the resources of the earth. The forest fires in Australia? Toxic heat with massive Yin deficiency. The mild winter? Toxic heat. And the panic associated with the corona virus? Toxic heat. Will this lead to our bank notes also degenerating into Yin without substance, into inflationary Yin? The probability is high. The world has lost its Yin. It tries to get its Yin back. Yin means standstill. Yin means pause. Yin means shut down. Yin means sickbed. Yin means quarantine.
Did we have had it in our hands? Yes. Just look at the Yin/Yang symbol: if one of the poles becomes too extreme, then it tips over into the opposite. If the Yang becomes too dominant, it turns into Yin. We could have recognized the Yang dominance in time and reacted to it. Without action, you are condemned to react. And an imposed process of transformation is not always as pleasant as the transition from one season to the next, like the transition from day to night. A change of poles can also be very radical. It can be painful. It can be instructive. So back to the energetics of a crisis…
WE WET OUR PANTS
Let’s remember: crucial situations belong to the Water Element. The Water Element also includes: security, insecurity and fear. The Water Element is the element of the abyss. Destabilization of security leads to insecurity and insecurity leads to fear. Of course: it also depends on whether a person has a strong Water Element in him- or herself, because these archetypical basic energies are reflected everywhere, in nature, in us, in our behaviour. A strong Water Element, i.e. a strong basic feeling of security and self-confidence, is not easily disturbed.
On this basis, crises can rather be seen as opportunities. Crucial situations can be a challenge to rise above oneself.
In general, however, we are in this phase: uncertainty, which leads to fear. Our global Water Element is weakened. When one element is weak, its mother takes over. In terms of the Water Element, it is the Metal Element. The Metal Element must take the weakened Water Element by the hand. The balance shifts: we speak of a water-/metal+ state. Two organs are assigned to the Metal Element: the lungs and the large intestine. The lung is the home of the so-called Po. The Po can be understood as all psychological as well as emotional components, which are assigned to the Metal Element according to the analogy principle. The animal survival instinct also belongs to the Po. The Po is the entity that enables us to take our first breath. It is programmed to preserve the species. If the Po is activated by external threats, whether they be real or not, classic autumn „actions“ corresponding to the character of the Metal Element unfold. We react like the hamster that instinctively prepares itself for the coming winter and cannot have enough nuts collected in its cheeks. You never know. You think primarily of yourself. Because autumn is simply not the time of year when you generously share resources with others. Because, what happens when winter is hard and long? What if it’s all about survival? No. It’s about holding on to every possible resource. You have to squeeze your buttocks together. This is where the partner organ of the lung, the large intestine, comes into play.
The large intestine is almost tensed up in its effort not to let anything go: full control instead of losing control. No, letting things go just like that is not possible. That’s what the large intestine is afraid of. It almost wets itself because of that fear. That’s what we are afraid of. Hence the near-maniacal toilet paper rush. We feel that in the face of a major threat, we are becoming more of a chicken shit again – from an energetic point of view. And we are making provisions accordingly. A weak Water Element. And an overcompensating Metal Element. A clearly comprehensible dynamic based on the system of the Five Elements of TCM.
WITH REASON AND PLAN
In the system of the Five Elements there is, in addition to the nourishing mother-child cycle, also the so-called control cycle. The Water Element controls the Fire Element. The water is Yin. The fire is Yang. Without enough water a fire cannot be controlled sufficiently. Look at the fires in Australia. There it is again, the toxic heat. In TCM, the Fire Element also includes our mind, our consciousness. Because fire is also light, what we see is conscious perception. If the Water Element is weakened by fear, then the mind begins to burn.
Heat rises upward according to its nature. The heart begins to beat. Restlessness is getting ready. Nervousness. But also confusion and mental instability. Because a fire without control simply blazes wildly, igniting new fires over and over again, and eventually turns into a wildfire that can destroy everything. Welcome to panic mode. Panic mode is a pure fire state. And this state is dangerous. It is not about trivializing the seriousness of a situation. On the contrary. It is a matter of avoiding one thing: a fire that is out of control. Because if this is combined with the animal instinct of the Po, which is purely geared towards self-protection, then we find ourselves in the middle of a fight for survival, a fight for survival that perhaps need not be, which we have conjured ourselves. The energetic state: Water Element-, Metal Element+, Fire Element+.
This reality is already knocking at our door. So we need solutions. The system of the Five Elements offers these. In times of crisis, one thing above all is important: the Water Element needs to be stabilized! Just as the Water Element controls the Fire Element, so the Water Element is controlled by the Earth Element. One can imagine it like this: the Earth Element is like a dam that prevents the river from overflowing its banks. The Earth Element, this dam, ensures that we are not swamped by our fears and thus continue to weaken the Water Element. Just as the psychological and emotional aspects of the Metal Element are grouped together under the term Po, there is a term for the Earth Element. Yi. Yi, this is our ratio. Yi is rational and efficient thinking. Rational thinking helps to control fears. Granted: …it’s not always easy, it’s sometimes impossible… …because often fears are like a tsunami that hits us and carries everything away, whether we want it to or not. So using the ratio will not always work. But in times of crisis it is important to strengthen Yi above all.
How? The Earth Element is also the element of nutrition. So it depends on what we feed Yi with. This is our responsibility. By its nature, Yi is an omnivore. We must therefore be careful and conscious of what we feed it. We must be careful and conscious of the information we feed it as the basis for reflection. We have to be careful and conscious with the media in these times. We have to be mindful and conscious of our opinions in these times. We have to specifically strengthen Yi in such a way that it can stabilize the flow of the quite also justified fears, so that reason thinks ahead and leads the way.
If we weaken Yi, for example by consuming too much information – all of which needs to be digested at some point – then the Earth Element is no longer strong enough to control the Water Element. Therefore my simple proposal: shut down! Also inside your head. Two media updates a day are enough. And this is not only important in times of crisis, when the news are quickly overtaken and even the half-life of scientific statements is short. We know that we do not know much. Period. Then it is better to feed the common sense: what is to be done? What can I do? What can I not do? And on the basis of these considerations make plans and strategies. Because there is a second element that is good for the Water Element in times of crisis: the Wood Element, the element of spring. After all, until now there has been a spring after every winter, even after the worst, hardest, deadliest of winters. Humanity is tough. You can trust on that.
But we can consciously support the transition from winter to spring. We can nurture the Wood Element. Spring is up to something. Spring wants to do something. Spring brings movement. Spring melts the frozen winter soil. The Wood Element can help us get out of shock. It is about the feeling of being able to act and make decisions. Plans help in this respect. Exactly what is generally recommended at the moment: Plan. Plan your everyday life, plan the coming weeks. Step into action. Whatever. Even job, future and prospects should be gone. Do something. That creates at least a hint of possibilities. And that helps keep the energetic focus out of the Water Element, the element of fear. If you already stretch out one foot towards spring, you don’t have to fear winter so much anymore.
The decision lies with each individual person. And this is an approach that does not only apply to dealing with the whole Corona situation. All crises in life follow a similar pattern. For example: If you are still in shock after your last break up you will find it hard to experience a second spring. You have to want to do it. And take appropriate steps. Therefore from the perspective of the Five Elements there is a clear strategic instruction for crisis management: do not get driven into a state of instinctive panic by the relationship between the Water and Metal Element. Rather, stabilize the Water Element through the ratio of the Earth Element and then pull it towards spring with the power of the Wood Element, even if it is far from being visible on the horizon. After all, the Water Element will regain its power. It will be able to control the fire sufficiently again. The panic will give way. The toxic heat will cool down. In the end, this is also the best we can do for our immune system at the moment. And: the consciousness comes to a rest.
I wish that to everyone in these times. From the bottom of my heart.
Mike Mandl
In difficult times, we can support each other.
If you want to do me a favor, maybe you can buy, recommend or give an online feedback to this small little book about Yin & Yang & Relationships.
Much appreciated
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