Energie ist kein abstraktes Mysterium der Esoterikszene. Energie ist etwas, das wir Tag für Tag erleben.

Die Basis der TCM ist das Prinzip von Yin und Yang. Jeder Pol hat seinen Gegenpol. Das Yin hat das Yang, der Tag die Nacht, der Sommer den Winter, die Hitze die Kälte, der Süden den Norden, die Geburt den Tod, die Armut den Reichtum, die Frauen die Männer.Was unsere Lebensgestaltung betrifft, sollten wir uns bewusst machen, dass der äußeren Welt der Erscheinungen eine innere Welt der Gedanken, Überzeugungen und Gefühle gegenübersteht.Die äußere Welt hat in der TCM einen Yin-Charakter. Sie ist stabiler, konstanter, fester. Die innere Welt hat einen Yang-Charakter. Sie ist flüchtiger, beweglicher, weniger greifbar. Die äußere Welt ist die Welt der Materie. Die innere Welt ist die Welt der Energie.

Ein großer Teil der Probleme unserer modernen Gesellschaft lässt sich sicher darauf zurückführen, dass der Fokus stark auf die äußere Welt gerichtet ist. Wir bewerten materielle Erfolge höher als innere Erfolge. Wir huldigen greifbaren Statussymbolen mehr als einem ausgeglichenen Gemüt. Sichtbarer Reichtum ist wertvoller als tiefe Zufriedenheit. Wir lassen uns gerne vom Schein blenden und vernachlässigen das Sein. Wir trennen zwischen Yin und Yang. Probleme beginnen laut TCM immer dort, wo sich Yin und Yang nicht mehr in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Wollen wir uns also einem wirklichen Wohlbefinden annähern, dann sollten wir der inneren Welt der Energie mehr Raum und mehr Bedeutung geben.

Das Wort Energie stammt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den Silben „en“ für „innen“ und „ergon“ für „Wirken“ zusammen. Energie ist also ein Wirken von innen. Dieses Prinzip können wir täglich in unserem Leben beobachten. Sind Sie müde, fehlt es Ihnen an Energie. Geht es Ihnen gut, bersten Sie vor Energie. Manche Menschen sind energiegeladen, richtige Energiebündel. Andere Menschen rauben uns Energie. Manche Tätigkeiten kosten uns Energie, andere beflügeln uns. Wir spüren Energie. Wir erleben Energie, real und konkret. Das hat natürlich auch mit Hormonhaushalt, Stoffwechsel, Kreislaufsystem und Biochemie zu tun. Auch. Aber nicht nur.

Angenommen, Sie sitzen nach einem genauso langen wie anstrengenden Tag völlig erschöpft vor dem Fernseher. Die Müdigkeit ist groß, die Augen sind schwer. Immer wieder nicken Sie ein. Trotzdem: Die Lottozahlen wollen Sie nicht versäumen. Es winkt ein Dreifachjackpot. Sie haben den Schein in der Hand, müssen sich aber mit größter Mühe konzentrieren, um bei der Ziehung der Zahlen nicht einzuschlafen. Und dann: Mit jeder am Bildschirm erscheinenden Zahl werden Sie munterer. Bei der ersten haben Sie noch sanft gelächelt. Bei der zweiten ebenso. Bei der dritten waren Sie plötzlich hellwach. Von einem Moment auf den anderen. Bei der vierten hat Ihr Herz zu klopfen begonnen. Bei der fünften überkam Sie ein heftiger Schweißausbruch. Und bei der sechsten sind Sie kollabiert. Denn es waren Ihre Zahlen. Jackpot.

Sie konnten die ganze Nacht nicht schlafen. Ihre Verdauung hat verrückt gespielt. Durchfall, dazu leichte Übelkeit und der Puls nie weniger als 100. Trotzdem sind Sie am nächsten Morgen voller Energie, wollen sich zeitig auf den Weg in eine Annahmestelle machen, vergewissern, dass ihr Schein auch wirklich die Eintrittskarte für ein neues Leben darstellt. Aber Moment: Wo war nochmal der Schein? Wieder Herzklopfen, wieder Schweißausbruch, diesmal aber Panik pur. Sie suchen alles ab, alles durch, einmal, zweimal, dreimal. Und dann noch einmal von vorne. Kein Schein. Sie zerlegen die Wohnung. Kein Schein. Sie suchen den ganzen Tag. Kein Schein. Irgendwann spät in der Nacht brechen sie müde zusammen und weinen das Schicksal an. Es war ein Traum. Aus der Traum.

Die kommenden Tage kleben an Ihnen wie ein Zentner Zement. Alles mühsam, alles sinnlos. Jeder Schritt ist schwer. Die Schultern hängen. Die Muskeln krampfen. Der Darm streikt. Sie frieren, alles ist kalt, von den Zehen bis zu den Ohren. Grau das Leben, grau Ihr Gesicht. Bis das Wunder geschieht. Weil Sie den kleinen Riss in ihrer Jacke bemerken. Das ultimative Geheimversteck. Sogar für Sie. In der Gewinner-Trance haben Sie darauf vergessen. Plötzlich beginnen Sie zu glühen. Sie beginnen zu blühen.

Energie: „En“ für „innen“, „ergon“ für „Wirken“. Eine einzelne Information kann ausreichen, um unser gesamtes System auf den Kopf zu stellen. Ein Gedanke kann ausreichen, um unsere komplette Physiologie zu beeinflussen. Und was sind Gedanken und Informationen, wenn nicht Energie? Sie haben keine physische Form, sie lassen sich materiell nicht erfassen. Sie sind flüchtig, nicht greifbar, nicht messbar. Und doch würde niemand ihre Existenz und ihre Wirkung in Frage stellen. Unser individueller Energiehaushalt steht in einem hohen Maße mit unserem inneren Erleben in Verbindung. Die TCM geht aber noch einen Schritt weiter: Sie geht davon aus, dass es unsere innere Energie ist, die unsere Außenwelt maßgeblich gestaltet, von unserem Körper bis hin zu den Erscheinungsformen, mit denen wir uns umgeben. Das Bewusstsein bestimmt das Sein.

Betrachten Sie einfach einmal Ihren Lebensentwurf: Ist er nicht die Summe aller Vorstellungen, Wünsche und Entscheidungen, die Sie getroffen oder nicht getroffen haben? Das nette Haus mit Garten fällt ebenso wenig vom Himmel wie der Beruf, den Sie ergriffen haben. Ein durchtrainierter Luxuskörper ergibt sich ebenso wenig von selbst wie das Gegenteil davon. Ausnahmslos alle Produkte, die Sie umgeben, vom Computer über das Auto bis zu Ihrer Kleidung: Irgendwann waren sie nicht mehr als eine Idee, die mit Konsequenz umgesetzt wurde. Sprich: Ein großer Teil unseres Lebens ist nichts anderes als zur Materie gewordene Energie.

 

– Weiterführende Artikel:„Die Suche nach dem umfassenden Wohlbefinden“
– Weiterführende Artikel: „Das Meridianprinzip – So läuft das Leben rund“
– Auszug aus dem Buch: „MERIDIANE – LANDKARTEN DER SEELE“
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